Kreidezähne (Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation)

Was sind Kreidezähne?

Der Fachbegriff für Kreidezähne lautet „Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation“, kurz MIH. Wie der Name sagt, betrifft es vorwiegend die Backenzähne (Molaren) oder die Schneidezähne (Inzisiven). In diese werden zu wenig (griechisch = unter) Mineralien eingebaut. Im Vergleich zu gesunden Zähnen ist der Gehalt an Kalzium und Phosphat im Zahnschmelz deutlich niedriger. Statt harten Mineralien lagert sich in die Zähne Eiweiß ein, was den Zahnschmelz fleckig und weicher. Dadurch wird er porös und bruchanfällig wie Kreide.

Daher auch der umgangssprachliche Name der Kreidezähne.

Die Schäden entstehen schon bei der Zahnentwicklung im Kiefer, wenn die Zähne noch nicht zu sehen sind. Erst Jahre später wird das Ausmaß sichtbar, wenn die Zähne in den Mund durchbrechen.

Während normale Zähne weiß und glatt sind erscheinen die MIH-Zähne rau, braun und bröselig, wenn sie durchbrechen.

Was ist die Ursache von Kreidezähnen?

Weder die Eltern noch die Kinder sind schuld an der Entstehung von Kreidezähnen. Auch Süßigkeiten und mangelnde Mundhygiene haben bei der MIH keinen Einfluss auf die Entstehung. Die genaue Ursache bleibt bisher ungeklärt. So scheinen in einigen Fällen genetische Faktoren eine Rolle zu spielen, die die Mineralisation während der Zahnentwicklung stören. Aber auch Umweltfaktoren wie der Plastikzusatz Bisphenol A oder Antibiotika stehen im Verdacht.

Eine Studie von 2021 legt nahe, dass sich in den unreifen Zahnschmelz das Serum-Protein Albumin einlagert und so eine Ausreifung/Aushärtung des Zahnschmelzes verhindert (https://doi.org/10.3389/fphys.2021.802833). Hier spielen scheinbar dann Infekte im frühen Kleinkindalter eine entscheidende Rolle.

Wann tritt eine MIH auf?

Die MIH wird meistens beim Durchbruch der ersten bleibenden Zähne entdeckt. Die Kinder sind hier zwischen fünf bis sieben Jahre alt. Zahnärzte stellen die Diagnose MIH, wenn mindestens ein Backenzahn betroffen ist. Es gibt aber auch hier bereits Fälle von MIH bei den Milchmolaren, die im Alter von 20-30 Monaten durchbrechen.

Wie häufig kommen Kreidezähne vor?

Prodente©

Die MIH wurde zum ersten Mal 1987 beschrieben und erhielt 2001 die heutige Bezeichnung. Seitdem nimmt die Häufigkeit bei Kinder stetig zu. In Deutschland sind ca. 10% der Kinder im ländlichen Raum und 15% der Kinder im städtischen Raum betroffen.

Wie sehen Kreidezähne aus?

Kreidezähne unterscheiden sich im Aussehen von gesunden Zähnen.

  • Bei Schweregrad A sind die betroffenen Zähne nur an manchen Stellen mit weißen oder bräunlichen Flecken versehen.
  • Bei Schweregrad B ist ein Großteil der Zahnoberfläche verfärbt und die Zähne glänzen nicht mehr, sondern sind rauer und eher matt. Einzelne Stellen können auch eingebrochen sein
  • Bei Schweregrad C sind die Zähne stärker zerstört. Die Verfärbungen und Defekte umfassen den Großteil der betroffenen Zähne.

Tun Kreidezähne weh?

Jein! Bei milderer Ausprägung können die Schäden rein optisch an der Oberfläche liegen und der restliche Schmelz schützt den Zahn noch ausreichend vor Reizen von außen. Sind die Zähne stärker zerstört reicht der Schutz nicht mehr aus und die Zähne sind auf Reize empfindlich.

Essen, Trinken (gerade von süßen oder sauren Getränken) und auch Zähne putzen kann für Betroffene unangenehm sein.

Dringen Bakterien in den kaputten Zahn ein können die dann entstehenden Entzündungen im Zahnnerv zu einer zusätzlichen Überempfindlichkeit führen.

Sind Kreidezähne anfällig für andere Schäden?

Die raue Oberfläche sorgt für eine schlechtere Hygienefähigkeit. Zusätzlich können sich Bakterien besser am Zahn anhaften. Da auch das Reinigen der Zähne oft Schmerzen bereitet führen diese Faktoren kombiniert zu einem erhöhten Risiko eine Karies zu bekommen.

Auch die geringere mechanische Belastbarkeit kann schneller Reparaturen notwendig machen.

Ist MIH heilbar?

Kurz und knapp, die beim Durchbruch vorhanden Schäden bleiben und sind nicht heilbar.

Lediglich die späteren Folgen lassen sich bei einer rechtzeitigen Erkennung reduzieren.